Es kann sein, dass das Buch Dinge anspricht, die für manche Kinder oder Erwachsene ungewohnt sind oder peinlich.
Es kann sein, dass Erwachsene beim Vorlesen stocken, weil sie lachen müssen oder denken, das sei nichts für Kinder oder weil sie merken, dass sie auf manche Fragen selber keine Antwort wissen.
Es kann sein, dass Kinder nicht sicher sind, ob sie Worte richtig gelesen haben.
Es kann auch sein, dass jemand durch das Buch an etwas erinnert wird, das sich schwierig oder belastend anfühlt.
Wieso all das sein kann und noch mehr, soll hier beantwortet werden:
Über Sexualität sprechen
Alle Menschen kennen Dinge, die ihnen peinlich sind. Über Sexualität zu sprechen, ist nicht alltäglich, außer vielleicht in Witzen, und auch deshalb für viele Leute ungewohnt. Es gibt sehr verschiedene Meinungen darüber, ob über Sexualität offen gesprochen werden sollte. Sowohl unter Erwachsenen, als auch unter Kindern oder Jugendlichen.
In manchen Familien oder Lebensgemeinschaften ist es ganz alltäglich, dass Kindern zum Beispiel erklärt wird, was es heißt, wenn Erwachsene manchmal im Schlafzimmer ungestört sein wollen oder wie Babys gezeugt werden oder was es bedeutet, wenn Jugendliche ihre Regel oder einen Samenerguss haben.
In anderen Gemeinschaften oder Familien wird garnicht darüber gesprochen oder nicht offen oder sehr wenig. Das heißt nicht, dass die dort lebenden Erwachsenen Sexualität schlecht finden. Sondern, dass sie es nicht passend finden, als Erwachsene mit Kindern darüber zu reden oder dass sie nicht wissen, wie sie darüber sprechen sollen.
Vielleicht hat mit ihnen niemand geredet, als sie Kinder waren oder vielleicht gibt es religiöse oder andere Gründe, Sexualität nicht zu thematisieren. Vielleicht macht ihnen selber Sex keinen großen Spaß und sie wollen nichts davon wissen. Es gibt so viele verschiedene Gründe, warum es Menschen peinlich und unpassend erscheinen kann, etwas Sexuelles zu besprechen. Wenn das bei den Erwachsenen, mit denen du lebst oder die dir wichtig sind, so ist, dann kannst du versuchen, in der Schule etwas darüber zu erfahren. Oder aber auf dieser Website.
Lachen müssen
Erwachsene wissen auch viele Dinge nicht und wollen es vielleicht nicht zugeben. Sie lachen dann oder weichen auf ein anderes Thema aus. Es ist allerdings auch nicht leicht, den richtigen Ton zu finden, um miteinander und besonders als Eltern oder Erziehende mit Kindern über Dinge zu sprechen, die Kinder vielleicht lieber mit anderen Kindern besprechen wollen. Manche Erwachsene finden, dass alles, was mit Sexualität zu tun hat, nichts für Kinderohren ist. Es gibt tatsächlich viele Sachen, die Erwachsene untereinander besprechen sollten und nicht mit Kindern, zum Beispiel, was für eine Art von Sex sie, die Erwachsenen, selber gerne machen oder gesehen haben. Das ist nicht passend für Kinder und verunsichernd.
Aber garnicht über Dinge zu sprechen,
die mit sexuellen und körperlichen Sachen zu tun haben, ist auch
schwierig und künstlich, weil es überall Bilder von Sexualität gibt und
deshalb viele Fragen auftauchen. Oder jemand bekommt ein Kind oder
jemand ist sehr verliebt und benimmt sich anders als sonst. Oder der
eigene Körper verändert sich. Zu diesen Themen gibt es viele Fragen und
Kinder sollten richtige Antworten auf diese Fragen kriegen, aber
Antworten, die sie auch verstehen können, die also zu ihrem Alter
passen.
Ungewöhnliche Worte
Es kann sein, dass Kinder nicht sicher sind, ob sie Worte richtig gelesen haben: Das ist vielleicht so, weil die Worte aus einer unbekannten Sprache sind. Es kann aber auch so sein, weil die Worte nicht oft ausgesprochen werden in der Öffentlichkeit, oder jedenfalls nicht von Erwachsenen. Oder weil die Worte in einem Buch vorkommen und das erst einmal ungewöhnlich ist.
Unangenehme Erinnerungen
Es kann auch sein, dass jemand durch das Buch an etwas erinnert wird, das sich schwierig oder belastend anfühlt: Manche
Kinder erleben das Thema kindliche Sexualität und Körper und
Berührungen als sehr belastend. Weil eine erwachsene oder ältere Person
vielleicht das Kind verwendet (hat), um sich selbst zu erregen und
sexuell zu fühlen. Dabei kann es sein, dass diese ältere Person ein Kind
an den Geschlechtsteilen anfasst oder selber am Penis oder an der
Scheide berührt werden will oder Pornofilme herzeigt. All das ist sehr
unfair und verletzend für die Gefühle des Kindes. Keine erwachsene
Person darf das tun, das ist verboten.
Selbstschutz
Wenn
ein Kind aus solch einem Grund nichts über Sexualität hören oder sehen
will, ist das Selbstschutz und wichtig, und das Kind hat ein Recht
darauf, nicht an etwas Unangenehmes und Belastendes erinnert zu werden.
Es
ist wichtig zu wissen, dass ein Kind nie an so etwas Schuld ist. Für
solche unpassenden, traurig und verzweifelt machenden und Bauchschmerzen
verursachenden Situationen trägt immer die ältere Person die
Verantwortung. Und fordert vielleicht Geheimhaltung ein oder behauptet,
das sei ein Geheimnis. Das macht es schwer, darüber zu sprechen oder
sich jemandem anzuvertrauen. Genaugenommen ist das nur ein gemeiner
Trick, damit das Kind nichts erzählt. Weil der oder die Erwachsene, der
oder die so etwas macht, genau weiß, dass es verboten ist und bestraft
werden kann.
Sexualität, der eigene Körper, Berührungen sind dann schön, wenn beide es wollen und beide Kinder sind. Oder wenn beide erwachsen sind und beide es wollen.
Wenn es sich nicht schön oder angenehm anfühlt, hat niemand das Recht, trotzdem weiter zu machen. Wenn es möglich ist, sich jemandem über so etwas Schwieriges anzuvertrauen, ist das sehr mutig. Niemand muss über so etwas schweigen.