Unterrichtsmaterialien

Die folgenden sechs Unterrichtseinheiten bauen auf dem Kapitel „DAS machen?“ Herausforderungen eines anti-normativen Bilderbuches zu Sexualität und Identität mit Arbeitsmaterialien für den Unterricht
in: Teaching Gender? Zum reflektierten Umgang mit Geschlecht im Schulunterricht und in der Lehramtsausbildung (Hg.: Juliette Wedl, Annette Bartsch)Transcript Verlag auf.

Die Unterrichtseinheiten bieten Vorschläge und Anregungen für die kreative Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen in Schulklassen an.


1) Nins Kleiderkasten

Anziehspiel Virtuelle Version

Anziehpuppenteile
Skizze: Anzeihpuppenteile

Material

Mehrere Computer mit Internetanschluss oder/und Collagezutaten wie farbige Papiere, Zeitschriften, Pappe, Folien, Dekorationsartikel, Stifte, Kleber, Scheren und Vorlagen für Anziehfiguren

Kontext und Ziel

Ziel der Übung ist es, durch lustvolles (virtuelles) Ausprobieren von verschiedenen Kleidungsstücken herkömmliche Kombinationen und Vorgaben, Rollenzuteilungen und Verbote aufbrechen zu können. Angezogen werden darf, was gefällt. Manchmal purzeln dabei Kleidungsteile durch die Gegend, manchmal auch Geschlechterrollen. Gedankliche Assoziationen zu Kleidung sollen damit beweglich gemacht werden. Das Spiel ist im Rahmen der Kindertheaterproduktion Nin’s Archiv entwickelt worden.


2) Von Gewürzen und Suppennudeln

Haar-, Bart-, Schmink- und Chromosomenstation

Kinder mit Bart

Material

Handspiegel, Gewürze, Mohn, feinste Suppennudeln, Salatblätter, Kunstpelz, Holzspäne, Watte etc., alles Mögliche, aus dem ein vorübergehender Bart, temporäre Koteletten und/oder Augenbrauen geklebt werden können, Bartkleber (leider teuer, aber Vaseline oder andere Fettcreme kann auch verwendet werden), Taschentücher, Abschminkcreme, Perücken/Haarteile (viele Kinder haben Perücken zu Hause und könnten die mitbringen, zudem gibt es sehr billige Perücken zu kaufen), Schminkutensilien, Nagellack, Brillengestelle, Federn, gegebenenfalls verschiedene Kopfbedeckungen, Glitzerpuder etc., Buchstaben zum Aufkleben, Etiketten, Stifte, Papier, Scheren, Kleber, gegebenenfalls (Kartoffel-)Stempel, Fotos aus dem Buch Kriegen das eigentlich alle? (Helms/Holleben 2013).

Kontext und Ziel

Haare sind ein Riesenthema und eines, über das ununterbrochen Geschlecht zugeordnet wird.

Mit diversen Materialien aus dem Alltag, so auch Gewürzen und Suppennudeln, und/oder mit einschlägigem Zubehör wie Perücken, Bartkleber und Kunsthaar (von Perücken millimeterweise abgeschnitten) können die Schüler_innen ihr Gesicht kurzzeitig verändern, sich als verschiedene Typen ausprobieren. Die intensive öffentliche Beschäftigung mit dem eigenen Gesicht ist nicht alltäglich und macht zunächst vielleicht auch verlegen. Besonders durch ungewöhnliche Materialien, die nicht mit Styling, Haaren und Schönheit in Verbindung gebracht werden, ist ein unpeinlicher, witziger Zugang möglich und das Spiel mit Rollen und Bärten eröffnet.

Zum Stylen gehören natürlich auch Tattoos, Markennamen, Kleiderlabel, Aufnäher etc. Diese können in diesem Kontext mittels Buchstaben nachgeahmt, karikiert, selbst kombiniert und ganz einfach aufgeklebt werden. Nebenbei können sich dabei auch neue Kombinationen der Chromosomenbuchstaben X und Y ergeben und das Thema der Geschlechtervielfalt eingebunden werden, zu der die weiteste Perspektive ist, dass genauso viele Geschlechter wie Menschen existieren. Mit einem Augenzwinkern lassen sich Geschlechterzuordnungen außer Kraft setzen oder ad absurdum führen. Die XX- und XY-Konnotationen werden durch Zitate von (Mode-)Labels, SMS- und Websprache, dem Spielen mit Corporate Identities für einen Moment ausgehebelt. XX und XY mischen sich mit Initialen, Icons und SMS-/Chat-/Web-Ausdrücken, mit Abkürzungen, Namen und Lauten zu jeweils individuellen Statements. Label und Schubladen können unterlaufen oder überhöht und damit als beweglich, veränder- und gestaltbar erlebt werden. X und Y sind letztendlich einfach auch nur Buchstaben.


3) Stell dir vor…

ich wäre ein Mädchenjunge oder ein Jungemädchen

Gläser mit Buschstaben, Chromosomen, Papierstreifen etc.

Material

Hörgeschichte »Stell dir vor…«, Abspielgerät, Papier, Stifte

Kontext und Ziel

Die Vermittlung von grundlegendem Wissen über die Vielfalt von Geschlechteridentitäten und die Möglichkeit zum Gespräch über Intersexualität ist für viele Kinder und Jugendliche neu, jedenfalls ungewohnt. Die Geschichte skizziert Gedanken und Gefühle eines intergeschlechtlichen Kindes und gibt Raum, um Fragen zu stellen, zu assoziieren, sich zu äußern oder einfach das Gehörte auf sich wirken zu lassen.

Die Häufigkeit von intergeschlechtlich zur Welt kommenden Personen wird auf circa 1/2000 geschätzt, wobei die Dunkelziffer sehr hoch ist. Viele Initiativen setzten sich dafür ein, Intergeschlechtlichkeit/Intersexualität nicht als zu behandelnde Krankheit zu pathologisieren, sondern die Vielfalt von Geschlechteridentitäten anzuerkennen. Dieses Bestreben stellt den eng gesteckten, künstlich geschaffenen Rahmen der angenommenen Zweigeschlechtlichkeit infrage.

Zeichnung der Klasse 4c

Stell dir vor

Audio: Stell dir vor, ich wäre ein Mädchenjunge oder ein Jungemädchen

Stell dir vor…

»Ich bin nicht als Mädchen oder Junge auf die Welt gekommen, sondern als beides gleichzeitig. Ich hatte bei meiner Geburt eine Scheide und ein Glied, beides ungefähr halb so groß wie bei anderen Neugeborenen. Halb, halb. Daran kann ich mich natürlich nicht erinnern, weil ich erst kurz auf der Welt war, aber es wurde mir später, als ich neun Jahre alt war, erzählt. Meine Eltern und die behandelnden Ärztinnen oder Ärzte wollten, dass ich entweder ein Mädchen oder ein Junge sei. Dabei war ich dazwischen. Inter. Heißt auf lateinisch dazwischen. Ich war ein Intersex-Kind. Stell dir vor, ich hätte jeden Tag entscheiden können, ob ich heute ein Mädchen oder Junge sein will. Ob ich Karla oder Karl heiße, Johanna oder Johannes. Meine Eltern haben mich Lara genannt und die Leute im Krankenhaus haben mich so lange operiert, bis ich kein Glied mehr hatte. Stell dir vor, ich könnte mir aussuchen, auf das Klo zu gehen, wo die Schlange kürzer ist, oder ich könnte im Sport in der Schule aussuchen, ob ich lieber bei den Jungen mitturne oder bei den Mädchen, je nachdem, welche Gruppe zum Beispiel Fußball spielt und welche Geräteturnen macht. Stell dir vor, ich könnte mich in Mädchen und Buben verlieben und dabei selbst ein Mädchen oder Bub sein. Stell dir vor, ich könnte beim Pinkeln entscheiden, wo das Urin herauskommen soll. Stell dir vor, meine Lehrer und Lehrerinnen wüssten nicht, ob ich ein Junge oder Mädchen bin. Stell dir vor, das wäre aufregend und würde mich glücklich machen. Stell dir vor, es wäre belastend und würde mich unglücklich machen. Das hätte ich gerne selbst entschieden. Stell dir vor, ich würde mit dem Intercity nach Interlaken fahren und dort im Internet surfen, bis ich andere Intersexuelle kennenlerne. Stell dir vor, wozwischen ich alles sein könnte. Zwischen Hier und Dort, zwischen kalt und heiß, zwischen Nord und Süd, zwischen Wachsein und Schlafen, zwischen meinen Eltern, zwischen meinen Freundinnen und Freunden, ich wäre nie mehr allein.«


 4) Piktogramme

Wegweiser durch den öffentlichen Raum

Material

Piktogramme (aus dem Internet, Fotos, aus Zeitungen), Papier, Plakate, Stifte, gegebenenfalls Etiketten

Kontext und Ziel

Ziel der Übung ist es, alltägliche Bilder, Zeichen und Piktogramme bewusst zu sehen und als eine Art optische Sprache zu erkennen, die unseren Alltag im öffentlichen Raum organisiert und die sich Menschen ausgedacht haben. Gerade Piktogramme ordnen Geschlechterrollen meist sehr eindeutig zu und prägen damit die gesellschaftlichen Vorstellungen von weiblich und männlich, wie auf eindeutig zweigeschlechtlichen WC-Schildern oder auf Verkehrsschildern: Eine männlich konnotierte Figur weist auf Bauarbeiten hin, ein »benutzungspflichtiger Fußweg« wird mit einer Person mit Kleid und Kind an der Hand angezeigt oder eine Spielstraße mit einem Schild, auf dem eine ungeschlechtlich oder männlich zu lesende Person Fußball mit einem Kind spielt. Piktogramme sehen in verschiedenen Ländern und Kulturkreisen sehr unterschiedlich aus. Es empfiehlt sich, auch Piktogramme mitzubringen, die den Kindern aus dem Alltag vor Ort nicht unbedingt bekannt sind. Auch Piktogramme ohne ausdrücklichen Bezug zum Geschlecht können aufschlussreich sein als Beispiel für die Allgegenwärtigkeit normierender Zeichen.

Die Veränderung von Piktogrammen in Wiener Verkehrsmitteln im Jahr 2006 im Rahmen einer städtischen Gender-Mainstreaming-Kampagne – seitdem ist z.B. auf den Hinweisschildern zum Überlassen der Sitzplätze auch ein Mann mit einem Baby auf dem Arm zu sehen – hat zu massiven Protesten geführt. Machtverhältnisse und Rollenverteilungen in der sonst scheinbar nebensächlichen Zeichensprache des öffentlichen Verkehrs wurden plötzlich sichtbar.

Die eigene Schule mit neu erfundenen Piktogrammen zu versehen und nach den eigenen Wünschen zu verändern, ermächtigt und ermöglicht zugleich, Zuordnungen zu unterlaufen oder aber sie besprechbar zu machen.


5) »Ich wollte alles sein«

Interviews und Hörgeschichten

Material

Audiofiles zum Download (s.u.), Abspielgerät, Papier, Stifte

Kontext und Ziel

Es geht um die Erkundung verschiedener Formen von geschlechtlicher Identität. Dabei kann jede_r Reporter_in sein und ein Interview mit einer vertrauten erwachsenen Person führen, die früher auch einmal Kind und mit normierenden Gender-Vorgaben konfrontiert war. Ziel der Übung ist es, das, was eine Person alles zu einem Mädchen, zu einem Jungen, zu dem jeweiligen Gender-Ich werden lässt, mit einer erwachsenen Person zu besprechen. Durch die Situation, in der das Kind interviewt und die Erwachsenen Auskünfte aus ihrer Kindheit geben, werden die üblichen Rollen getauscht. Damit kann das Vertrauensverhältnis gestärkt und den Kindern signalisiert werden, dass Fragen zur (Geschlechts-)Identität besprechbar sind.

Kindheit

Die folgenden Kurztexte sind Ausschnitte aus Erzählungen von Erwachsenen, die über ihre Kindheit und ihr Gender-Verständnis oder das der Menschen um sie herum erzählen. Personen verschiedener Sprachhintergründe sprechen die Geschichten, die von uns gesammelt, transkribiert und sprachlich bearbeitet wurden.

Albtraum Kinderwagen

Albtraum Kinderwagen

»Vater werden, viele Kinder haben, war schon als Jugendlicher mein größter Wunsch. Aber als meine Freundin und ich das erste Mal miteinander geschlafen haben, hatte ich danach einen Albtraum: Ich schiebe einen Kinderwagen einen Berg hinauf und lasse ihn oben los, der Kinderwagen rast hinunter, zum Glück bleibt er unten auf dem Weg irgendwann stehen. Ich habe so ein schlechtes Gewissen, dass ich am Kinderwagen vorbeigehe, als gehöre er nicht zu mir. Aber der Kinderwagen rächt sich, er fährt mir nach, ich gehe schneller, der Kinderwagen folgt mir weiter, ich laufe, ich renne. Der Kinderwagen rast mir nach. Ich war sechzehn. Schweißgebadet bin ich aus dem Albtraum aufgewacht.«

Barbie Ken

Barbie Ken

»Nichts habe ich mir so sehnlichst gewünscht wie ein Barbiehaus mit mindestens einer Barbie und viel Gewand. Meine Mutter war gegen Barbie. Sie erklärte mir, wieso Barbies nicht gut seien für Mädchen und dass irgendeine Firma sich eine goldene Nase verdiene daran, Mädchen für blöd zu verkaufen mit diesen öden Barbies. Kurz, meine Mutter konnte diese blonden, dürren Modepüppchen nicht ausstehen. Sie redete auf mich ein, dass ich diesen Mist nicht nötig hätte und dass ich ein starkes, mutiges Mädchen sei, viel cooler als alle Barbies dieser Welt und so weiter und so fort. Je mehr sie sich ereiferte, umso mehr wollte ich nur noch eins, ein Barbiehaus mit vielen blonden, langbeinigen, gut gekleideten Barbies. Und am liebsten einen starken Ken dazu.«

Zöpfe und Fußball

Zöpfe und Fußball

»Ich hatte Zöpfe. Die längsten an der Schule. Das Mädchen mit den Zöpfen. Ich. Bekannt wie ein bunter Hund. Im ganzen Ort. Beim Fußballspielen knotete ich beide Zöpfe hinten auf meinem Rücken zusammen. Ich war in der Klassenfußballmannschaft. Ich spielte auch mit meinem älteren Bruder Fußball. Fast täglich. Wenn nicht Fußball, dann spielte ich für mich, dass ich er sei. Ein Junge. Die Zöpfe haben mich dabei nie gestört. Ich war ein Mädchen, wollte im Spiel ein Junge sein, gut Fußball spielen und meine langen Zöpfe tragen. Ich wollte Alles. Sein. Auf einmal. Und will es noch.«

Winterabende

Winterabende

»Es war einer dieser Winterabende, die ich liebte. Mein Vater saß stundenlang über Walnüssen, die er schälte, um dann die Mini-Nuss-Stückchen an alle weiterzureichen. An diesem einen Abend fragte ich ihn: ›Wieso bist du ein Mann geworden?‹ Bis heute verstehe ich nicht, wieso er nicht antwortete. Er schaute mich an und er sah traurig aus. Knackte die nächste Nuss auf und verteilte die zwei Hälften an meine Schwester und mich. Ob er keine Antwort wusste? Oder wollte er sie mir nicht geben?«

Leon_ie

Leon_ie

»Ich bin Leon, ein Mann, aber an mir ist kein Penis dran. Ich fühle mich einfach so. Ich werde sehen, was später ist, ob mit oder ohne. Früher war ich ein Mädchen und ich bin stolz auf sie, sie hieß Leonie.«

Heiratsversprechen

»Meine beste Freundin und ich gaben uns ein ernstes, fast heiliges Versprechen: Wer von uns beiden zuerst heiraten würde, sollte der anderen binnen eines Jahres auch einen Mann zum Heiraten organisieren. Sonst wäre die Freundinnenschaft für immer vorbei. Da waren wir zehn Jahre alt. Sie heiratete früh, wir waren schon längst nicht mehr befreundet, und ich war lesbisch geworden. Eines Tages, ich war gerade einkaufen, fiel mir unsere Verabredung von damals ein. Und ich musste lachen. Offenbar erinnerte sie sich nicht mehr daran.«

 Erste Regel

Erste Regel

»Ich stand oben an der Treppe, früher Abend, und habe laut nach oben zu meinen Geschwistern und nach unten Richtung Eltern gerufen: ›Ich hab sie, ich hab sie!‹ Niemand konnte wissen, dass ich die Regel meinte, meine erste Monatsblutung. Von meiner Mutter wusste ich, wie das sein würde, rötlich-braune Flecken in der Unterhose, und ich war stolz. ›Endlich‹, rief mein älterer Bruder von oben. Ich hatte ihn schon den ganzen Nachmittag verrückt gemacht, weil ich meine Zahnspange nicht finden konnte. ›Nicht die Zahnspange!‹, rief ich nach oben. Keine Antwort. Was wissen Brüder schon von der ersten Regel. Unten hatte mich vermutlich niemand gehört. Ich bin die Treppe hinunter gerannt, die letzten paar Stufen gesprungen, in die Küche gelaufen, dort hing meine Mutter am Telefon und mein Vater war damit beschäftigt, laut bruzzelnde Spiegeleier zu salzen. Kein Wunder, hatten sie mich nicht gehört. Ich beschloss, es ihnen nicht so leicht zu machen. Bis kurz nach den aufgegessenen Spiegeleiern mit Bratkartoffeln habe ich durchgehalten, dann wollte ich endlich mit meiner Neuigkeit herausrücken, als mein älterer Bruder mir zuvor kam und sagte: ›Du hast sie?‹ Ich nickte und sagte: ›Ja.‹ Er sagte: ›Cool.‹ Ich sagte: ›Ja, cool.‹ Ich genoss die ratlosen Gesichter meiner Eltern, die nicht wussten, von was die Rede war. Bis heute weiß ich nicht, ob mein Bruder wusste, was ich hatte, wenn nicht die Zahnspange. Aber es war cool. Und das war das Wichtigste.«

Bin ich schön?

Bin ich schön?

»Jahrelang habe ich mir immer dieselben Fragen gestellt: Bin ich schön? Bin ich schnell? Bin ich besonders? Bin ich ich? Wer ist ich? Bin ich bereit? Bin ich wirklich wer? Bin ich aufgeregt? Bin ich eine Attrappe? Bilde ich mir das ein? Wie sollte alles sein? Bin ich alt genug? Bin ich so wie die anderen? Bin ich speziell, wie ich, wie nur ich? Bin ich auf den Mund gefallen? Bin ich neu? Bin ich schüchtern? Wer noch? Ich bin kindlich, ich bin erwachsen. Ich bin übrig. Ich bin nicht bereit. Für das Leben als Junge. Aus den Fragen wurden Feststellungen. Was für ein Stress.«

Eigentlich

Eigentlich

»Ich sah anders aus als die anderen in meiner Familie, ich wollte ein Junge sein wie mein älterer Cousin und ich wollte schon als Kind möglichst dramatisch leben. Nur nicht einfach ein Mädchen sein wie viele andere auch. Also wurde ich von Tag zu Tag sicherer, im Spital verwechselt worden zu sein, so eine Art tragischer Irrtum. Ich war gar nicht ich. Ich hätte eigentlich ganz anders ausgesehen. Ich wäre eigentlich ein Junge gewesen. Alles würde phantastisch werden.«

Nichts Wackelndes

»Ich wollte keine Busen kriegen. Ich wollte nicht, dass sie hüpfen beim Rennen. Ich wollte flach bleiben. Ich hätte auch nichts zwischen meinen Beinen haben wollen, das herumschlackert. Ich wollte partout nichts Wackelndes an mir haben.«

Ich werde nie Mutter

Nie Mutter

»Ich war sechs und acht Jahre alt, als meine kleinen Geschwister auf die Welt kamen. Sie waren zum Aufessen süß, alle beide, Babys eben. Aber sie haben auch geschrien, in die Hose gemacht, meine Spielsachen die Treppe hinuntergeworfen, sie wollten in meinem Bett schlafen und am liebsten quer liegen. Mit zehn Jahren habe ich verkündet: ›Ich werde nie Mutter‹, und habe mich daran gehalten, bis heute. Das hält ja niemand aus.«

 Geburtstag 2 Puppen

Geburtstag

»Ich habe einmal zum Geburtstag, ich glaube, es war mein vierter, Puppen geschenkt bekommen. Drei auf einmal. Eine aus Holz, eine aus Plastik, eine aus Stoff. Keine war als weibliche oder männliche Puppe zu erkennen. Sie waren geschlechtslos. Ich fühlte mich zu einem ahnungslosen Kleinkind degradiert. Zudem hatte ich vorher nie mit Puppen gespielt. Ich erinnere mich an mein ratloses Gefühl an diesem Geburtstag.«

Weitere Audiofiles:

Binden auf dem Klo

Biologiestunde

Kleidertausch Prinzessin Musketier

Neid

Auf alles gewartet

Wachbleiben, um nicht im Traum zu reden (deutsch)

Wachbleiben, um nicht im Traum zu reden (türkisch)

Wachbleiben, um nicht im Traum zu reden (türkisch)

Party Abschiedskuss

Party Abschiedskuss

Du kannst nicht groß werden (deutsch)

Du kannst nicht groß werden (deutsch)

Du kannst nicht groß werden (türkisch)

Du kannst nicht groß werden (türkisch)

Moderne Eltern Storch

Moderne Eltern Storch

Vater Mutter Kind

Vater Mutter Kind

Pillenschachtel

Pillenschachtel

Dank

Danke an alle Sprecherinnen und Sprecher der Hörgeschichten: Grace Marta Latigo, Corinne Eckenstein, Christophe Dumalin, Giordana Pascucci, Helge Salnikau, Alessandra Tirendi, Melike Eksik, Helga Hofbauer, Eray Eraslan, Emilija Kelecija, Anna Sonntag, Benedikt Thill, Daniela Nitsch

Danke an alle Personen, die bereit waren, eine Geschichte von sich selbst zu erzählen.


6) Mit und ohne Flügel

Binden entwerfen und gestalten

Material

Viele Binden (möglichst verschiedene Modelle), Tampons, Stifte, Scheren, Kleber, Hefter, Federn, Glitzerpuder, Perlen, Wackelaugen zum Aufkleben, diverses Bastelmaterial

Kontext und Ziel

Binden mit Mustern zu versehen oder verschiedene Formen von Binden zu entwerfen, macht Spaß und geht ganz einfach. Schließlich gibt es Toilettenpapier mit verschiedenen Mustern oder aufgedruckten Texten oder in unterschiedlichen Farben. Wieso also nicht auch Binden?

Durch das praktische Hantieren mit Binden und Tampons kommen Gespräche auf, wird viel gelacht und die Vorstellung tritt in den Hintergrund, dass das nur Mädchen angehe oder ein Tabu sei. Die Konnotation von Binden und Tampons bzw. allgemein vom Zyklus als unangenehm, schmerzvoll, eklig etc. kann spielerisch unterlaufen und, jedenfalls für eine Weile, weggebastelt werden.



Selbstreflexion für Lehrer_innen

Für Erwachsene ist eine gendersensible Haltung begleitet von der Auseinandersetzung mit der eigenen Identität, Sexualität, Sozialisation, mit eigenen Wertvorstellungen und Vorlieben. Fragen und Themen, die Sie zum Download finden, halten wir für einen guten Einstieg in die Selbstreflexion und empfehlen einen Austausch mit Kolleg_innen dazu.